Kosmetik, die man essen kann

P1150844 (3)Neulich bekam ich Kosmetik zu essen: Gurkenkaltschale mit Melissenextrakt und Borretschsamenöl, dann geräucherten Saibling mit gerösteten Macadamienüssen und Sheabutter-Croutons und zum Dessert Roseneis mit Rosenwasser und kandierten Rosenblüten. Serviert hat das Menü Martina Gebhardt und zwar aus gutem Grund. Die Naturkosmetikpionierin feierte ihr 30jähriges Bestehen. Bekannt ist sie für ihre puristischen Rezepturen. Ihr Motto: In die Creme kommt nur, was man essen kann. Und das hat sie eben kulinarisch gezeigt, mit den Leitsubstanzen wie Melisse, Rose und den hochwertigen kaltgepressten Ölen, die nicht nur der Haut gut tun. Also zumindest fast. Denn Wollwachs ist ja nicht wirklich lecker, das hat die Köchin zum Glück auch weggelassen.

Das Ganze fand in wunderbarem Ambiente im Koster Wessobrunn im Allgäu statt. Ein Wahnsinns-Gebäude, das Martina Gebhardt für die Firma vor zwei Jahren gekauft hat. Im demeter-zertifizierten Klostergarten wächst schon ein Teil der Heilkräuter für die Produktion. Mir hat es beim Anblick der stuckbedeckten Decken und prunkvollen Säle mit den alten Ölgemälden und antiken Möbeln, den mächtigen Portalen, herrschaftlichen Aufgängen und endloslangen Gängen den Atem verschlagen. Wessobrunn war im 18. Jahrhundert DAS Zentrum der Stuckkunst in Süddeutschland, zeitweise haben hier 300 Künstler gearbeitet. Gegründet hat das Kloster der Legende nach der letzte bayrische Herzog aus dem Haus der Agilolfinger Tassilo III. Auf einem Jagdausflug soll er das Nachtlager unter einer Linde aufgeschlagen haben. In der Nacht träumte ihm, dass genau an dieser Stelle drei Quellen entspringen, die sich in Form eines Kreuzes ergießen. Unweit der Linde soll er dann diese Quellen dann entdeckt haben und veranlasste die Gründung von Kloster Wessobrunn. Die Linde und die drei Quellen jedenfalls gibt es jedenfalls wirklich. Das Quellwasser plätschert in ein Becken, in dem sich Fischlein – es sind Saiblinge, wie mir Martina Gebhardt erklärt, tummeln. Die mächtige alte Linde kennt jeder hier als Tassilo Linde. Sie ist ein geschütztes Kulturdenkmal, an dem sich Hochzeitspaare gerne fotografieren lassen.

Alles hier atmet Geschichte und das hat Martina Gebhardt offenbar inspiriert. Tassilo Linde heißt ihre neueste Gesichtspflege zum Firmenjubiläum. Die zentralen Zutaten: spagyrische Essenzen von Blättern, Blüten und Zweigen der Tassilo-Linde, außerdem einen Auszug ihrer Blüten sowie Wasser aus den drei artesischen Quellen. Könnte durchaus auch lecker sein.

Mehr Infos zu Martina Gebhardt und ihrem Kloster Wessobrunn gibt es hier.