Immer wieder begegnet mir Werbung für Bio-Lebensmittel, bei der ich nur den Kopf schüttele. Weil ich weiß, dass der Endkunde dabei wissentlich hinters Licht geführt wird. Deshalb will ich solche Fälle näher beleuchten. Den Anfang macht Alnatura:
Der Bio-Filialist Alnatura präsentiert im Netz seine Eier-Lieferanten. Lauter nette Bilder von Bauernfamilien inmitten ihrer Tiere. Doch neben dem bäuerlichen Bioland-Familienbetrieb mit 3.000 Tieren präsentiert Alnatura auch den Agrarindustriellen Friedrich Behrens und seine Geschäftspartnerin Elke Lembcke als Familienbetriebe. Das liest sich dann so: “Nach der Übernahme des elterlichen Betriebes mit herkömmlicher Hühnerhaltung hat Fritz Behrens vor gut zehn Jahren den Entschluss gefasst, der konventionellen Hühnerhaltung den Rücken zu kehren und neu mit 100 Prozent Bio-Hühnerhaltung zu starten.” Tatsächlich war Friedrich Behrens Gesellschafter des konventionellen Eierkonzerns Heidegold, verkaufte 2002 seine Anteile und stieg in großem Stil in die Bio-Eierproduktion ein. Als Geschäftspartnerin begleitete ihn von Anfang an die Agraringenieurin Elke Lembcke, die zuvor für Heidegold gearbeitet hatte. Entstanden ist daraus der Erzeugerzusammenschluss Fürstenhof, der für rund ein Fünftel aller deutschen Bio-Eier steht. „Er besteht aus zwölf biologisch produzierenden Ökobetrieben in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg“ heißt es auf der Webseite der Fürstenhofer. Die Betriebe sind zumeist als GmbHs strukturiert, an denen Friedrich Behrens und Elke Lembcke sowie deren Familienmitglieder zusammen meist 50 Prozent oder mehr der Anteile halten und die Geschäfte mit führen. Das ist alles nicht verwerflich, aber das sind nicht die bäuerlichen Familienbetriebe, die Alnatura mit seiner Darstellung suggeriert. Und natürlich findet sich darin auch kein Wort über unzureichenden Auslauf, zu groß gebaute Ställe und die anderen Verstöße von Fürstenhof-Betrieben, die Kontrollstellen und -behörden immer wieder beschäftigen. Sowas muss man seinen Kunden ja nicht unter die Nase reiben.