So hätten das manche Konzernchefs aus der konventionellen Agrar- und Ernährungsindustrie gerne. Denn aus ihrer Sicht hat der Begriff Regenerativ einen großen Vorteil: Er ist anders als „Öko/Bio“ nicht gesetzlich definiert und geschützt, so dass sich gut damit werben lässt. Andererseits ist eine ernst gemeinte regenerative Landwirtschaft dringendst notwendig, um die Fruchtbarkeit unserer Böden wieder aufzubauen. Bio ist da auf einen guten Weg, hat aber auch noch viele Hausaufgaben zu machen.
„Die Debatte um Regenerativ lädt dazu ein, die aktuellen Entwicklungen im Ökolandbau zu reflektieren. Sie sollte Anstoß für Biobetriebe sein, ihr Bewirtschaftungssystem weiterzuentwickeln“, schreiben die beiden Ökolandbau-Professoren Jürgen Heß und Christian R. Vogl in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Ökologie&Landbau. Diese beleuchtet in ihrem Schwerpunkt die verschiedenen Aspekte regenerativer Landwirtschaft – von der akuten Greenwashinggefahr über die Motivation von Landwirten bis hin zur konkreten humusaufbauenden Wirkung diverser Maßnahmen. Die Regenerative Organic Alliance (ROA) bietet in ihrem Beitrag einen exklusiven Blick über den großen Teich auf die Regenerativ-Debatte in den USA. Dort ist der Bundesstaat Kalifornien gerade dabei, für seine Förderprogramme den Begriff Regenerative Landwirtschaft zu definieren. „Solche Maßnahmen in Kalifornien als „Salatschüssel der Welt“ haben einen starken Einfluss auf nationaler und globaler Ebene“, schreibt ROA-Geschäftsführerin Elizabeth Whitlow.
Ihr Verband hat ein eigenes extern zertifiziertes Label für eine regenerativ-organische Landwirtschaft entwickelt. Dietmar Näser, der zusammen mit Friedrich Wenz seit über zehn Jahren Kurse für regenerative Landwirtschaft gibt, sieht diese Idee skeptisch. „ Regeneratives Wirtschaften ist ein offenes System, mit vielen Landwirt*innen entstanden und nur mit vielen Landwirt*innen weiterzuentwickeln“, argumentiert er. Strenge Regeln würden da behindern und ausschließend wirken. Unbestritten ist, dass sich viele konventionelle Betriebe auf den regenerativen Weg begeben müssen, wenn wir unsere Böden erhalten wollen. Wieviel sich da bewegt und was die Menschen motiviert, lässt sich übrigens sehr schön auf der Webseite von soilify.org nachlesen, anhören und anschauen.
Die Zeitschrift Ökologie&Landbau, deren Redaktion ich leite, erscheint im Münchner oekom Verlag und ist kostenpflichtig. Der Einführungsbeitrag aus dem neuen Heft ist online abrufbar. Viel Spaß beim Lesen.