Fast die Hälfte der Wertschöpfung der deutschen Bio-Höfe kommt aus der Tierhaltung. Da ist die Frage, ob der Ökolandbau Tiere braucht, fast schon ketzerisch. Und die Antwort darauf für Viele im Biosektor womöglich niederschmetternd: Es gibt keine zwingenden Gründe mehr, Nutztiere zu halten, weder in der ökologischen noch in der konventionellen Landwirtschaft. Wenn der Ökolandbau dennoch Tiere nutzen will, muss ihre Haltung höchsten ethischen, ethologischen und ökologischen Maßstäben gerecht werden.
So argumentiert Gerold Rahmann, Leiter des Thünen-Instituts für Ökologischen Landbau, in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Ökologie&Landbau. Diese hat die Biotierhaltung als Schwerpunkt und vertieft darin, was Rahmanns Prämisse in der Praxis bedeuten würde: Entweder ist die Zukunft von Bio vegan, wie die Tierethikerin Friederike Schmitz schreibt oder Bio muss seine Tierhaltung ändern: Wiederkäuer, die nur noch auf artenreichem Grünland weiden, Kälber die bei der Mutter bleiben dürfen, Schweine auf Wiesen und in Wäldern und dazu Zweinutzunghühner, die , wie die Schweine, so ernährt werden müssen, dass sie keine Futterkonkurrenz für den Menschen darstellen. Als einzelne Leuchttürme gibt es solche Beispiele schon. Doch damit die Biotierhaltung als Ganzes wirklich nachhaltig wird, muss sich noch einiges ändern. Dazu braucht es eine langfristig angelegte und von möglichst vielen Akteur*innen mitgetragene Strategie. Sie muss sich in Verbandsbeschlüssen, Richtlinienänderungen und klaren Zeitvorgaben niederschlagen. Mit ihrem Schwerpunkt will die Ökologie&Landbau die Diskussion über die notwendigen Veränderungen voranbringen. Als nächstes auf der Biofach: „Ökolandbau: mit oder ohne Tiere?“ heißt die Veranstaltung, die am Mittwoch, den 14. Februar 2024, um 15 Uhr stattfinden wird.
Die Zeitschrift Ökologie&Landbau, deren Redaktion ich leite, erscheint im Münchner oekom Verlag und ist kostenpflichtig. Zwei Beiträge aus dem neuen Heft sind online abrufbar. Viel Spaß beim Lesen.