Immer wieder begegnet mir Werbung für Bio-Lebensmittel, bei der ich nur den Kopf schüttele. Weil ich weiß, dass der Endkunde dabei wissentlich hinters Licht geführt wird. Deshalb will ich solche Fälle näher beleuchten.
Diesmal: Söbbeke – Pauls Molkerei.
Die Bio-Molkerei Söbbeke hat 2013 ihr Logo geändert. Zum Namen Söbbeke kam der Claim „Pauls Molkerei“ hinzu. Paul Söbbeke ist der Gründer und Geschäftsführer der Molkerei Söbbeke. Er hat sie groß gemacht, sich selbst dabei aber immer im Hintergrund gehalten. Jetzt tritt er im Marketing nach vorne. Ganz kumpelhaft. Schaut her Leute, das ist Pauls Molkerei. Doch das stimmt gar nicht.
2011 stieg der französische Käsekonzern Bongrain bei Söbbeke ein, 2013 übernahm er die Mehrheit. 80 Prozent der Molkerei gehören Bongrain, 20 Prozent verblieben bei Paul Söbbeke. Der Konzern Bongrain gehört mehrheitlich noch immer der gleichnamigen Gründerfamilie und setzt weltweit 4,4 Milliarden Euro um, in Deutschland anderem mit bekannten konventionellen Käsemarken wie Le Tartare, Geramont oder Saint Albray. Auch die Edelweißkäserei in Kempten mit ihren Marken Milkana und Bresso gehört zum Konzern. Vorsitzender der Geschäftsleitung der Bongrain SA ist Alex Bongrain, der Sohn des Unternehmensgründers.
Der Familienbetrieb Söbbeke ist also die Tochter eines weltweit operierenden Konzerns geworden. Und weil sich das bei den eher konzernkritischen Kunden im Biofachhandel nicht so gut macht, steuert man per Marketing dagegen. Schaut her Leute, das ist Pauls Molkerei – es hat sich nichts geändert, alles bleibt beim Alten. Das stimmt auch: Der Joghurt schmeckt weiterhin hervorragend, die Unternehmensstrategie, das Bio-Engagement sind bisher gleich geblieben. Nur die Eigentumsverhältnisse haben sich geändert. Und das dauerhaft. Pauls Molkerei gehört jetzt Alex.