Im Herbst 2015 wurden (mal wieder) Hunderte Tonnen konventioneller Sonnenblumenkuchen an deutsche und niederländische Öko-Tiere verfüttert. Verantwortlich dafür ist neben den vorgewarnten Ölmühlen auch die deutsche Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Über den Vorgang selbst und den monatelangen Tiefschlaf der BLE-Beamten habe ich auf bio-markt.info berichtet.
Bisher war beim Thema Öko-Kontrolle von grünen und anderen Politikern immer wieder zu hören, dass es mehr staatliche Kontrolle brauche, dass es nicht anginge, dass sich Bio-Betriebe selbst eine private Kontrollstelle raussuchen, diese auch noch bezahlen… Obwohl doch jeder Autofahrer dasselbe macht, wenn die Kiste zum TÜV muss.
Der Acrocov-Fall zeigt, welche drastischen Folgen das monatelange Nichthandeln der BLE hat und wie lässig die niederländischen Behörden mit konventioneller Ware im Biokreislauf umgehen. Anstatt zu überlegen, wie man Kontrollstellen enger an die Kette legt, sollten die derzeit mit Ökokontrollreformen beschäftigten Ministerialen mal im bundeseigenen Laden ein wenig aufräumen.
Der Fall zeigt aber auch. dass es natürlich Sinn macht, wenn staatliche Behörden den privaten Kontrollstellen auf die Finger schauen. Gerade Italien und Rumänien seien Länder – so habe ich im Zuge meiner Recherchen erfahren – bei denen die Beamten der Behörden kaum bis gar nicht draußen bei den Betrieben seien und sich wenig in die Arbeit der Kontrollstellen einmischen. Sonst hätte das rumänische Agrarministerium vielleicht früher gemerkt, dass die für Agrocov zuständige rumänische Tochter der italienischen Kontrollstelle ICEA anscheinend nicht in der Lage war, die Ernten und verkauften Mengen mit der bewirtschafteten Fläche zu vergleichen und auch nicht überprüft hatte, ob der Stickstoffbedarf der angebauten Pflanzen überhaupt regelkonform hätte gedeckt werden können. Vom Schreibtisch im Ministerium aus aber schienen die von ICEA vorgelegten Papiere, Checklisten und sonstigen Formblätter wohl korrekt ausgefüllt.
Das Beispiel Agrocov macht auch deutlich, was gegen betrügerisch vorgehende Betriebe hilft: Kooperation, Datenaustausch und Verbände, die ihre Qualitätsarbeit ernst nehmen.